page21 visual

© storyLab kiU der Fachhochschule Dortmund

page21 visual

© storyLab kiU der Fachhochschule Dortmund

Immersives Ausstellungsprojekt in Dortmund

Page21: Neue digitale Erzählwelten

Page21 verbindet digitale Künste, alltägliche Erfahrungen und gesellschaftliche Zukunftsentwürfe. Über ein museales Erlebnis, dass es so bisher noch in keiner Kulturinstitution gibt.

Können analoge Kunstwerke digital neu erzählt werden? Das StoryLab kiU, das offene Labor der Fachhochschule Dortmund im Dortmunder U, kooperiert mit dem Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte sowie dem Museum Ostwall im Dortmunder U um genau dies unter Beweis zu stellen. Das Ergebnis des experimentellen Forschungsprojekts: Page21.

Das interdisziplinäre Team hat Werke, die sich mit den Themenwelten "Landschaft/Urbanität", "Gender" und "Kommunikation/Kommunikationsorte" beschäftigen, aus den Sammlungen der Museen kuratiert, mit der Absicht Besucher*innen sowohl für diese zu begeistern, als auch ein neues Kunstwerk aus ihnen zu gestalten.

"Unser Ziel ist ein größtmögliches immersives Erlebnis für alle Sinne", erzählt die Projektleiterin Britta Lerch. "Immersion" kommt von dem lateinischen Wort "immersio", das "eintauchen" bedeutet. Um diesen Effekt zu erreichen, wird ein neuer Raum in das Foyer des Dortmunder U gebaut, der voraussichtlich im Oktober diesen Jahres öffnet. Er wird mit einem alles umfließenden Meer aus Bild- und Klangwellen geflutet, in das die Besucher*innen dann mit allen Sinnen eintauchen können.

Einer der Sinne, der hier besonders wichtig ist, ist das Hören. Er ermöglicht uns die Welt über, unter und hinter uns wahrzunehmen, ohne sich dieser zuwenden zu müssen. Dieser Sinn ermöglicht uns in unsere Umgebung einzutauchen. Deswegen ist insbesondere der auditive Teil der Installation so sorgfältig konzipiert: Ein, speziell für das Projekt angefertigtes Lautsprechersystem aus 32 Kanälen wird auf drei Höhenebenen komplett um die Besucher*innen herum positioniert. Daraus erklingen wird ein ganz besonderes Sound-Design, eine Mischung aus weißem Rauschen, Sprache, Musik und Klang - das emotionale Sprachrohr des Raums.

Das Sehen wird durch vier Projektionsflächen bedient. Je nach Position der Betrachtenden verstärken sie den perspektivischen Tiefeneffekt. Auch das Fühlen soll nicht zu kurz kommen. Der mit Bodyshakern bzw. Körperschallwandlern ausgestattete Boden wird das sensorische Erlebnis abrunden.

Vollständige Immersion würde jedoch nicht ohne Interaktionsmöglichkeiten gelingen. “Über ein Tracking-System werden Bewegungen und Gesten der Besucher*innen im Raum erfasst, worüber sie selbst aktiv den Ablauf der Geschichten beeinflussen können", sagt Lerch. "Ziel der Interaktionsebene ist es, sie noch intensiver in die Handlung und das emotionale Erleben zu involvieren und Teil der Installation selbst werden zu lassen." Das ausgeklügelte Zusammenspiel der genannten Elemente soll den Betrachtenden ermöglichen die Umgebung als real und intim wahrzunehmen, sodass sie sich komplett auf die Erzählstruktur von Page21 einlassen können.

Die Erzählstruktur ist ein Palimpsest. Der künstlerische Leiter des Projekts, Harald Opel, erklärt dies so: "Page21 steht als Metapher für eine Seite in einer Enzyklopädie, die Fakten, Daten und Abbildungen einer visionären Gesellschaftsform mit all ihren Erscheinungsformen beschreibt - Kunst, Architektur, Transportsysteme. Diese Seite befindet sich in einem digitalen Speichermedium und wird ständig mit neuen Informationen umgeschrieben, umgestaltet und überschrieben. Dabei tauchen Artefakte, Kunstwerke und andere Themen aus unserer bestehenden Gesellschaftsform und unserer Geschichte auf und werden in neue fiktionale Zusammenhänge gesetzt. Diese ständige Überschreibung alter oder bestehender Texte ist vergleichbar mit der Praxis des Palimpsest aus dem Altertum. Damals wurden Texte von Pergamentrollen abgekratzt oder anderweitig entfernt, um sie für neue Texte verwenden zu können. Die alte Information ist damit nicht komplett verschwunden. Genau damit spielt das Projekt Page21 im digitalen Zeitalter. Alte Informationen werden aufgegriffen, teilweise weiter verwendet und teilweise überschrieben."

Visualisiert wird dies durch viele alte Buchseiten, die aus den Büchern herausgerissen und überschrieben werden, teilweise in Echtzeit vor den Augen der Betrachtenden. Sobald sie näher treten, verändern die Seiten ihren Inhalt und ihre Form. Sie werden dreidimensional, wehen im Wind und werden im Wasser langgezogen bis sie schließlich zur Zweidimensionalität zurückkehren. "Page21 verdeutlicht mit audiovisueller Ästhetik den Einfluss von Digitalität auf unsere Gesellschaft und verändert damit auch unseren Blick auf die Kunst, die in ihrer Zeit ebenso visionär war", erklärt Opel.

Wer sich noch tiefer mit den immersiven Kunstwerken auseinandersetzen möchte, kann dies in VR-Stationen tun, die zum Ende des Jahres in den kooperierenden Museen eröffnet werden. Page21 wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und ist Teil der Initiative "Neue Künste Ruhr". Mehr Infos zu Page21 gibt es auf der Seite vom storyLab kiU und in dieser Projekt-Doku.